E-Mail-Adressen oder Userbases kaufen – bloss nicht!

Die Mails mit Angeboten zum Kauf von E-Mail-Adressen oder User List häufen sich. Folgende Angebote sind in den letzten 24 h in meinem Postfach eingegangen:

«Considering your partnership with Microsoft, I was wondering if you would be interested in acquiring the userbase of the Microsoft products listed below to augment your demand-generation campaigns and outreach efforts.»

«I wanted to reach out to you and discuss the MSPs, MSSPs, CSPs, VARs, ISVs, ISPs, Technology Partners, OEMs, System Integrators, Channel Partners, Cloud Resellers, and Partners etc. Contacts List and database for your upcoming marketing campaigns.”

“Are you looking to acquire the below mentioned technologies users with Verified Email List, Direct Phone Numbers? We are a Global Technology User’s List Provider’s with 150 million Plus data and counting with 9 million technology contacts.”

Das letzte Angebot ging sogar 3x ein.

Warum Sie sich in meinen Augen gegen den Kauf solcher Listen entscheiden sollten, folgt nun:

E-Mail-Adressen zu kaufen ist definitiv keine effektive Möglichkeit, um den eigenen Verteiler für den Newsletter Versand zu vergrössern. Im Gegenteil! Gekaufte Kontakte anzuschreiben ist nicht nur rechtswidrig, es hat auch negative Auswirkungen auf die Zustellbarkeit der E-Mails und Ihr Image als Versender/In wird leiden. Es ist immer eine bessere Option, geduldig zu sein und den Newsletter so attraktiv zu gestalten, dass sich Interessierte freiwillig dafür anmelden. So können Sie sicher sein, dass ein effektives Interesse an Ihnen und Ihren Produkten/Lösungen besteht.

E-Mail-Adressen kaufen ist in der Schweiz nicht illegal

Eines gilt es vorerst festzuhalten. Der Kauf von E-Mail-Adressen ist n der Schweiz nicht illegal. Das gilt auch für Länder wie Deutschland, in denen das Datenschutzgesetz (DSGVO) aktiv ist. Dieses Gesetz regelt in der EU den Umgang mit Kontaktdaten. Die Regeln für das E-Mail-Marketing sind seit 2018 stark verschärft. Hier ist der Versand von Mails an die «gekauften» Kontakte verboten, wenn zuvor kein Double-Opt-In, also die ausdrückliche Zustimmung des/der Empfänger/In eingeholt wurde. Bei diesem Verfahren melden sich die Personen erst für den Newsletter an. In einem zweiten Schritt muss diese in der Regel über einen personalisierten Link die E-Mail-Adresse bestätigen oder verifizieren. Erst dann erfolgt die Anmeldung an den Newsletter.

In der Schweiz gilt das Double-Opt-In bisher noch nicht. In einem Streitfall müsste aber trotzdem nachgewiesen werden, dass die Genehmigung für den Versand von E-Mails des/der Empfänger/In vorliegt. Ich gehe jedoch davon aus, dass in absehbarer Zeit ein Double-Opt-In gesetzlich festgelegt wird, da sich der Datenschutz in der Schweiz immer mehr der DSGVO annähert.

Wir halten fest: Der Kauf von E-Mail-Listen ist in der Schweiz noch nicht illegal. Dies wird sich auf der Zeitachse aber ändern.

Gekaufte E-Mail-Adressen wirken sich negativ auf die Zustellbarkeit aus

Eine wichtige Kennzahl zur Messung des Erfolgs eines Newsletters und zur Überprüfung der eigenen Datenqualität ist die Zustellbarkeit. Bei redPoint lag diese im Jahr 2022 bei 99.69 %. Ist Ihnen bewusst, dass sich der Kauf von E-Mail-Adressen negativ auf diese Zustellbarkeit Ihres Newsletters auswirken wird? Das liegt daran, dass sich in gekauften Listen häufig inaktive E-Mail-Adressen befinden.

Das Anschreiben dieser inaktiven Kontakte hat mehrere negative Folgen:

  • Die werden viele Bounces, also fehlerhafte Zustellungen, haben. Der Newsletter kann also an viele Adressen gar nicht zugestellt werden und «prallt» dort ab. Der Benchmark für «Bounces» liegt bei 2 %.
  • Viele E-Mail-Clients nutzen diese dauerhaft inaktiven E-Mail-Adressen als Spam-Fallen: Wird eine E-Mail-Adresse, die über einen langen Zeitraum nicht mehr genutzt wird, trotzdem angeschrieben, stuft der Spamfilter des Providers die Absenderadresse ab sofort automatisch als Spam-Versender/In ein.
  • Weiter ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass eine Vielzahl der Empfänger/Innen Ihren Newsletter als Spam markieren, da diese sich ja gar nicht dafür angemeldet haben und er trotzdem unerwünschter Weise in Ihrem Postfach gelandet ist. Der Benchmark zur Spam-Berichtsrate liegt bei 0.005 %.

Die allgemeine Zustellbarkeit Ihres Newsletters kann durch eine hohe Anzahl von Fehlzustellungen und Spam-Markierungen stark beeinträchtigt werden. Wenn Ihre E-Mail-Adresse von den Spamfiltern der Empfänger-E-Mail-Programme als unerwünscht markiert wird, kann dies auch in Zukunft zu Problemen bei der Zustellung Ihrer Mailings führen oder sogar dazu führen, dass sie komplett blockiert werden. Es spielt keine Rolle, ob nur ein Teil Ihrer Empfängeradressen gekauft wurde – Ihre Glaubwürdigkeit als seriöser Absender ist nun dauerhaft beschädigt.

Wir halten fest: Der Newsletter-Versand an gekaufte E-Mail-Adressen wirkt sich negativ auf die Zustellrate Ihrer Mailings aus.

Achten Sie bei Ihren Empfängerlisten deshalb lieber auf Qualität statt Quantität und versenden so Newsletter, die auch tatsächlich bei Ihren Abonnenten/Innen ankommen.

Es kann eine Versandsperre beim Newsletter-Tool drohen

Die meisten Newsletter-Tools verbieten den rechtswidrigen Versand von Newslettern an gekaufte Empfängeradressen. In den AGB wir dies jeweils deutlich festgehalten. Sollten Sie als Newsletter-Versender/In gegen diese Richtlinien verstossen, kann dies zur vorübergehenden Sperrung oder dauerhaften Schliessung Ihres Kontos führen.

Fast alle Anbieter wollen keine Rechtsverstösse unterstützen und schützen die eigenen IP-Adressen, um die Zustellbarkeit der Newsletter für die Kunden zu gewährleisten.

Das bedeutet für Sie: Wenn Sie nach dem Kauf von E-Mail-Listen zwar eine umfangreiche Empfängerliste vorweisen können, diese aber mit keiner Newsletter-Software mehr anschreiben dürfen, hat sich der Kauf nicht wirklich gelohnt.

Wir halten fest: Die meisten Newsletter-Tools bestrafen den rechtswidrigen Versand an gekaufte Empfänger-Adressen mit einer Versandsperre.

Gekaufte Kontakte sind keine Leads

Ja, es klingt verlockend, dass der eigene Newsletter durch zugekaufte Adressen plötzlich Tausende Empfänger/Innen mehr erreicht. Was Sie aber nicht vergessen sollten: Bei den Inhaber/Innen dieser Mailadressen handelt es sich nicht um Leads oder Interessenten. Würden sich diese Kontakte effektiv für Ihr Produkt oder Ihre Services interessieren, wären diese bestimmt längst von alleine auf Ihre Webseite gestossen und hätten sich bei Interesse für den Newsletter angemeldet.

Natürlich ist es durchaus möglich, dass einzelne Kontakte der gekauften Adressen über den Newsletter erst auf Ihre Firma aufmerksam werden und sogar Kunde/In werden. Damit es aber soweit kommt, müssten erst mal zahlreiche Hürden genommen werden:

  • Die Adressen müssen noch aktiv sein.
  • Der Newsletter muss von Spam-Filter durchgelassen werden, um überhaupt im Posteingang des Kontakts zu landen.
  • Die E-Mail muss unter den zahlreichen E-Mails, die täglich empfangen werden, auffallen.
  • Die Empfänger/Innen dürfen die unerwünschte Nachricht nicht als Spam markieren.
  • Der Absendername sowie die Betreffzeile müssen das Interesse der Empfänger/Innen wecken, damit die Mail überhaupt geöffnet wird.
  • Der Inhalt des Newsletters muss zufällig mit den Interessen übereinstimmen.

Wir halten fest: Die Wahrscheinlichkeit, dass gekaufte Kontakte Ihren Newsletter erhalten, öffnen, lesen und sich tatsächlich für Ihre Werbebotschaft interessieren, ist extrem gering.

Ich behaupte, dass der Nutzen durch den Adresskauf sehr viel geringer ist als der Aufwand, den Sie im Nachgang haben, um Ihre schlechte Absenderreputation nach Spam-Markierungen, Bounces und Abmahnungen wieder loszuwerden. Mit nur wenigen Rappen pro E-Mail-Adresse hört sich der Kauf zunächst wie ein Schnäppchen an. Jetzt führen wir uns aber vor Augen, dass die meisten Newsletter-Tools je nach der Anzahl der angeschriebenen Empfänger/Innen zu bezahlen sind, zahlt sich die Investition in den Kauf der Adressen erst recht nicht aus.

Vorprogrammierter Imageschaden

Langfristig schadet der Kauf von E-Mail-Adressen dem Image Ihres KMU oder der Marke. Die vielen unerwünschten Spam-Mails die aus unerfindlichen Gründen im Posteingang landen, sind vielen Menschen ein Ärgernis. Nach einer Weile hat man genug davon, diese manuell in den Papierkorb zu verschieben, und markiert alle unerwünschten Nachrichten als Spam. Dadurch wird die Erinnerung an die störende E-Mail des Versenders im Gedächtnis haften bleiben.

Anstatt durch den Kauf von Adressen zu versuchen, neue Kunden zu gewinnen, ist es wahrscheinlicher, dass die Empfänger/Innen Ihre Firma mit unerwünschten und unseriösen Spam-Mails in Verbindung bringen. Es ist fraglich, ob Sie diese Personen jemals wieder davon überzeugen können, Ihnen und Ihren Produkten oder Dienstleistungen zu vertrauen.

Wir halten fest: E-Mail-Adressen zu kaufen und zu kontaktieren, schadet Ihrem Markenimage und verschafft Ihnen einen unseriösen Ruf bei Ihrer Zielgruppe und deren Umfeld, der Ihnen nachhaltig schadet.

Autor Head Marketing, Business Development und Innovation bei redPoint AG

Michael Bechen (Kunz)

ERP auf den Punkt gebracht!