Die Verlockung ist gross. Für jeden Unternehmensbereich – vom CRM über die Lagerverwaltung bis zur Buchhaltung – gibt es heute hochspezialisierte Software-Tools, die sich als die absolut besten ihrer Klasse präsentieren. Der “Best of Breed”-Ansatz verspricht, sich aus diesem riesigen Angebot das perfekte, massgeschneiderte System zusammenzubauen. Jede Abteilung bekommt ihr Traum-Tool. Was könnte daran falsch sein?

Als Praktiker, die unzählige IT-Landschaften in Schweizer KMU gesehen haben, sagen wir: Eine ganze Menge. Die Jagd nach den vermeintlich besten Einzel-Tools führt oft nicht ins Paradies der Effizienz, sondern direkt ins Chaos aus Schnittstellen, Daten-Silos und versteckten Kosten.

Dieser Beitrag ist ein Plädoyer für einen zweiten, genaueren Blick. Wir entlarven den “Best of Breed”-Mythos und zeigen, warum eine integrierte Suite für die grosse Mehrheit der KMU die robustere, zukunftssichere und letztlich bessere Wahl ist.

Die trügerische Verheissung der Spezialisten

Auf dem Papier klingt die Idee brillant: Man nehme das beste CRM-System vom Markt, kombiniere es mit der innovativsten Lagerverwaltungs-Software und der benutzerfreundlichsten Buchhaltungs-App. Jedes Tool ist ein Champion in seiner Disziplin. Das Problem? Diese Champions spielen nicht im selben Team. Sie sprechen unterschiedliche Sprachen und verfolgen eigene Ziele.

Die Konsequenz ist eine IT-Landschaft, die aussieht wie ein Flickenteppich. Die wahre Arbeit beginnt erst nach der Auswahl der Tools: die Integration. Und hier lauern die grössten Gefahren:

  • Der Schnittstellen-Albtraum: Jedes Tool muss mit jedem anderen verbunden werden. Das erfordert aufwändige, teure und fehleranfällige Schnittstellen-Programmierung. Was passiert, wenn ein Anbieter ein Update einspielt? Richtig, die Schnittstelle bricht und die Fehlersuche beginnt.
  • Daten-Silos und die “einzige Wahrheit”: Trotz Schnittstellen entstehen oft mehrere Versionen der Wahrheit. Kundendaten im CRM sind anders als im ERP. Lagerbestände im Webshop stimmen nicht mit der Realität überein. Die Suche nach verlässlichen Daten wird zur täglichen Sisyphusarbeit.
  • Explodierende Kosten: Die Lizenzkosten der einzelnen Tools sind nur die Spitze des Eisbergs. Die wahren Kosten liegen in der initialen Integration, der laufenden Wartung der Schnittstellen, dem erhöhten Schulungsaufwand für verschiedene Oberflächen und dem administrativen Aufwand, mehrere Verträge und Ansprechpartner zu verwalten.

Die unterschätzte Stärke der integrierten Suite

Eine integrierte ERP-Suite wie Microsoft Dynamics 365 Business Central verfolgt einen anderen Ansatz. Anstatt viele kleine Inseln zu schaffen, baut sie ein solides Fundament, auf dem alle Unternehmensprozesse nahtlos ineinandergreifen.

Eine integrierte Suite ist wie ein professionelles Orchester. Die Instrumente sind perfekt aufeinander abgestimmt und werden von einem Dirigenten geleitet. “Best of Breed” ist oft wie eine Strassenparade, bei der jede Kapelle ihre eigene Melodie spielt – laut und chaotisch.

Michael Bechen, redPoint AG

Die Vorteile dieses Ansatzes sind fundamental:

AspektBest of Breed (Spezial-Tools)Integrierte Suite (wie Dynamics 356 BC)
DatenkonsistenzGering (mehrere “Wahrheiten”)Hoch (eine zentrale Datenbasis)
ProzesseUnterbrochen (Medienbrüche)Durchgängig (End-to-End)
SchnittstellenViele, komplex, fehleranfälligWenige bis keine, standardisiert
BenutzererlebnisInkonsistent (verschiedene Logins & UIs)Einheitlich und konsistent
Gesamtkosten (TCO)Hoch (versteckte Integrationskosten)Transparent und planbar
VerantwortlichkeitUnklar (“Finger-Pointing” bei Fehlern)Klar (ein zentraler Partner)

Natürlich bedeutet das nicht, dass eine Suite in jeder Nische die absolut funktionsreichste Lösung sein muss. Aber sie bietet für 80% der Anforderungen eine sehr gute, standardisierte Lösung. Und genau das ist ihre Stärke. Sie zwingt Unternehmen, sich auf bewährte Standardprozesse zu konzentrieren, anstatt jeden Sonderwunsch mit teurer Individualentwicklung abzubilden – ein Kerngedanke, den wir auch in unserem Beitrag zum ERP-Minimalismus vertreten.

Wann “Best of Breed” dennoch eine Option sein kann

Es gibt Ausnahmefälle, in denen die Anbindung eines Spezial-Tools sinnvoll ist. Zum Beispiel, wenn ein Unternehmen eine hochspezifische, geschäftskritische Anforderung hat, die kein ERP-System der Welt im Standard abdecken kann (z.B. eine komplexe CAD-Integration im Maschinenbau oder ein Labor-Informationssystem in der Pharma-Branche).

Doch auch hier gilt: Die Anbindung sollte an ein stabiles, zentrales ERP-System als “Single Source of Truth” erfolgen. Die Strategie lautet dann: “Integrierte Suite als Kern, Spezial-Tool als Satellit” – und nicht ein chaotisches Netzwerk aus gleichberechtigten Tools.

Fazit: Setzen Sie auf ein starkes Fundament, nicht auf einen Flickenteppich

Die Verlockung, für jedes Problem die vermeintlich “beste” App zu finden, ist menschlich. Doch für ein robustes, zukunftsfähiges Unternehmen ist sie gefährlich. Die Energie, die Sie in die Verwaltung eines Dutzends verschiedener Tools und Schnittstellen stecken, fehlt Ihnen bei der Optimierung Ihrer Kernprozesse und der Betreuung Ihrer Kunden.

Bevor Sie sich also auf die Jagd nach den nächsten Spezial-Tools machen, stellen Sie sich eine ehrliche Frage: Brauchen wir wirklich eine weitere Insel-Lösung oder benötigen wir endlich ein starkes Fundament?

Ein Partner wie redPoint hilft Ihnen, diese Frage objektiv zu beantworten und eine IT-Strategie zu entwickeln, die auf Stabilität und Integration setzt – damit Sie sich auf das konzentrieren können, was wirklich zählt: Ihr Geschäft.

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Autor Head Marketing, Business Development & Innovation bei redPoint AG

Michael Bechen

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