
Sie haben es getan. Nach monatelanger Evaluation haben Sie sich für ein neues ERP-System entschieden. Die Verträge sind unterschrieben, das Projekt ist aufgesetzt. Die Stimmung ist euphorisch. Endlich werden die alten Excel-Listen abgelöst, endlich werden die Prozesse effizient. Doch was Ihnen Ihr Systemhaus in der Verkaufsphase vielleicht nicht in aller Deutlichkeit gesagt hat: Sie haben soeben ein Ticket für eine emotionale Achterbahn gelöst.
Ein ERP-Projekt ist zu 20% Technologie und zu 80% Psychologie. Die grösste Herausforderung ist nicht die Software, sondern die menschliche Reaktion darauf. Die gute Nachricht: Diese Reaktionen sind überraschend vorhersehbar. Wenn Sie die typischen emotionalen Phasen kennen, können Sie Ihr Team aktiv durch die unvermeidlichen Turbulenzen führen und sicherstellen, dass am Ende nicht nur ein neues System, sondern auch ein motiviertes Team steht.
Als Praktiker, die schon hunderte Schweizer KMU bei diesem Prozess begleitet haben, sprechen wir Klartext. Schnallen Sie sich an – die Fahrt beginnt.
In Anlehnung an anerkannte Change-Management-Modelle wie die Kübler-Ross-Kurve lässt sich die Reise durch ein ERP-Projekt in vier typische Phasen unterteilen. Jedes Unternehmen durchläuft sie – die Frage ist nur, wie tief die Täler und wie hoch die Gipfel sind.
Noch bevor der erste Workshop stattfindet, macht sich im Unternehmen eine Mischung aus Angst und Skepsis breit. Es ist die Phase des Widerstands, genährt von Unsicherheit.
“Macht das neue System meinen Arbeitsplatz überflüssig?”
“Ich arbeite seit 15 Jahren mit dem alten System, das lerne ich nie!”
“Schon wieder eine neue Software, die von oben diktiert wird.”
Dieser Widerstand ist keine böse Absicht, sondern eine natürliche Schutzreaktion. Mitarbeiter fürchten den Verlust von Routine, Status und Kontrolle. Besonders wenn die Entscheidung für das neue ERP ohne ihre Einbindung getroffen wurde, fühlen sie sich übergangen. Wie wir in unserem Beitrag “Warum Ihr ERP-Projekt scheitern wird” bereits angedeutet haben, ist mangelnde Mitarbeiter-Einbindung eine der Hauptursachen für das Scheitern.
Ihre Aufgabe als Führungskraft: Nehmen Sie die Ängste ernst. Kommunizieren Sie das “Warum” hinter der Veränderung – transparent und wiederholt. Machen Sie klar, dass es nicht darum geht, Mitarbeiter zu ersetzen, sondern sie von mühsamen Routineaufgaben zu befreien.
Nach den ersten Workshops und Live-Demos schlägt die Stimmung oft ins Gegenteil um. Das Team erlebt seinen “Aha-Moment”. Die Mitarbeiter sehen zum ersten Mal, was das neue System wirklich kann.
“Endlich sehe ich alle Kundendaten auf einen Blick!”
“Der Monatsabschluss mit einem Klick? Ein Traum!”
Diese Euphorie ist wichtig und ein echter Motivationsschub. Feiern Sie diese Momente! Aber geniessen Sie sie mit Vorsicht. Der Gipfel der Achterbahn ist erreicht, und was folgt, ist die steilste Abfahrt des Projekts. Es ist entscheidend, das Team genau jetzt auf die kommende, schwierigste Phase vorzubereiten.
Ihre Aufgabe als Führungskraft: Seien Sie der realistische Optimist. Sagen Sie: “Ja, das ist das Ziel. Der Weg dorthin wird hart, aber wir schaffen das gemeinsam.”
Der Go-Live ist erfolgt. Die alten Systeme sind abgeschaltet. Und plötzlich funktioniert nichts mehr so, wie es sollte. Aufgaben, die früher blind erledigt wurden, dauern jetzt doppelt so lange. Die Kinderkrankheiten der Software und die ungewohnten Prozesse führen zu Frustration. Die Moral sinkt auf den Tiefpunkt. Das ist das “Tal der Tränen”.
“Mit dem alten System war alles einfacher!”
“Ich kann meine Arbeit nicht mehr erledigen, das ist doch alles Mist!”
In dieser Phase ist die Gefahr des Scheiterns am grössten. Mitarbeiter flüchten zurück in ihre alten Excel-Listen, die Akzeptanz für das neue System bricht ein. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen.
Ihre Aufgabe als Führungskraft: Präsenz zeigen! Gehen Sie an die Front, hören Sie zu, zeigen Sie Empathie. Lösen Sie kleine Probleme sofort und feiern Sie jeden noch so kleinen Erfolg. Sorgen Sie für intensive Betreuung durch Power-User und Ihren ERP-Partner. Machen Sie klar: Dieser Schmerz ist normal, er ist temporär und er ist ein Zeichen dafür, dass wir uns wirklich verändern.
Nach Wochen des Kampfes lichtet sich der Nebel. Die Prozesse werden zur Routine, die Handgriffe sitzen. Die Mitarbeiter entdecken immer mehr Vorteile des neuen Systems und beginnen, dessen Potenzial wirklich auszuschöpfen. Aus der Verzweiflung wächst erst Erleichterung, dann Stolz.
“Stimmt, das ist jetzt wirklich viel schneller als früher.”
“Können wir diesen Prozess nicht auch noch im ERP abbilden?”
Jetzt ernten Sie die Früchte Ihrer harten Arbeit. Das Team hat die Veränderung nicht nur überstanden, sondern verinnerlicht. Die Produktivität übersteigt das alte Niveau, und die Mitarbeiter werden selbst zu Treibern für weitere Verbesserungen.
Ihre Aufgabe als Führungskraft: Erfolge sichtbar machen. Geben Sie dem Team die Anerkennung, die es verdient. Nutzen Sie die neue positive Dynamik, um die kontinuierliche Verbesserung als festen Bestandteil Ihrer Unternehmenskultur zu etablieren.
Die emotionale Achterbahn einer ERP-Einführung ist unvermeidlich. Sie können sie nicht verhindern, aber Sie können sie steuern. Indem Sie die Phasen kennen, die Reaktionen Ihres Teams antizipieren und mit Empathie und klarer Kommunikation führen, verwandeln Sie eine technische Implementierung in einen echten kulturellen Wandel.
Ein guter ERP-Partner wie redPoint liefert Ihnen nicht nur eine Software wie Microsoft Dynamics 365 Business Central. Wir begleiten Sie als erfahrene Reiseleiter durch diese Achterbahnfahrt – mit bewährten Methoden, psychologischem Gespür und der nötigen Portion Pragmatismus. Denn wir wissen: Ein ERP-Projekt ist erst dann erfolgreich, wenn die Menschen es mit Leben füllen.
Sind Sie bereit für die Fahrt? Sprechen Sie mit uns. Wir sorgen dafür, dass Sie sicher ankommen.

Stehen Sie am Anfang eines ERP Projekts oder sind Sie dabei, eine neue ERP-Lösung für Ihr KMU zu evaluieren?
Dann ist diese Checkliste das Richtige für Sie.
